Nobuko Watabiki

Die japanische Künstlerin Nobuko Watabiki erschafft in ihren Arbeiten auf Stoff, Papier und Leinwand eine einzigartig zarte und introvertierte Bildwelt. Immer wieder spielen runde oder ovale, flächig ausgearbeitete Formen die Hauptfigur in Kompositionen, die wie ein Einblick in eine andere, märchenhafte Dimension erscheinen. Die Figuren in Watabikis Werken, welche oft nur angedeutet sind oder nur durch die Anwesenheit von Augen als Figuren erkennbar sind, lassen die Grenzen zwischen humanoiden Formen, Flora und Funga verschwimmen. Auch das Aufzeigen von Formen in scheinbaren biologischen Zusammenhängen, jedoch ohne jeglichen Kontext, oder die Pflanzen, die sich trotz eines immer wieder auffälligen Detailreichtums einer eindeutigen Klassifizierung entziehen, wecken Assoziationen zu Traumwelten und Kinderbüchern.

Ein weiteres, stetig wiederkehrendes Motiv sind Häuser, welche im Werk Watabikis eine besondere Rolle einnehmen. Die Künstlerin verarbeitet in ihren Bildern ihre eigene Biografie und damit die Suche nach einem Ort für sich selbst, dem japanischen Konzept ibasho (oder auch ibasyo) folgend. Ibasho beschreibt einen physischen und emotionalen Ort, an dem der Mensch er selbst sein kann, an den er gehört. Die dargestellten Häuser sind Repräsentationen im physischen, wie auch im metaphysischen Sinne: Dieser Ort kann geografisch, aber auch eine Gemeinschaft sein, sowie zusätzlich die Ebene der Zeit beinhalten. Das Konzept entspricht also nicht nur dem deutschen Begriff Heimat, sondern geht darüber hinaus und lässt sich wohl mit dem Wort Zuhause am ehesten übersetzen.

Jonathan Schneider, 2024 (zu “Zuhause”)

Vita

1959
Geboren in Tokio

lebt und arbeitet in Hamburg